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Fünf gute Gründe für Papa-Elternzeit

Elternzeit öffnet Türen. Eine Blogparade.

Seit vier Monaten bin ich nun in meiner zweiten Elternzeit. Immer wieder werde ich gefragt ob ich meine Arbeit vermisse (ich würde wirklich gerne mal wissen, ob Mütter die Frage auch so oft gestellt bekommen). Ja, ich vermisse die Arbeit. Hauptsächlich aber aus zwei Gründen: a. hat die Arbeit immer meinen Tag strukturiert und b. vermisse ich den Kontakt zu meinen KollegInnen.

Ansonsten ist die Elternzeit der Hammer (kleine Randbemerkung: mit Ausnahme der Wäscheberge, die habe ich bis heute nicht bändigen können). Ich kann aus tiefster Überzeug nur jedem Vater raten, nehmt Elternzeit (wenn es finanziell und beruflich möglich ist)! Und nehmt ruhig auch mal mehr als die sogenannten zwei Vätermonate, die gibt es nämlich gar nicht 😉

Um zu zeigen, wie besonders Elternzeit für Väter sein kann, starte ich heute die Blogparade „Fünf gute Gründe für Papa-Elternzeit“. Vaterwelten, Stadtpapa, Papawickelt und via Instagram @papamaglila, ich bin auf eure guten Gründe gespannt.

Hier sind meine fünf guten Gründe:

1. Elternzeit öffnet für Kinder und Papa Türen:  Zwischen uns ist ein dickes Band der Liebe, der Bindung, des Vertrauens und der Geborgenheit entstanden. Dank Elternzeit bin ich nicht der Papa, der abends von der Arbeit nach Hause kommt und auch irgendwie mit zur Familie gehört. Nein, ich bin morgens, mittags, abends, nachts und zwischendurch für meine Kinder da. Ich bekomme mit, ob ein neuer Zahn im Anmarsch ist, welches neue Puzzle die Große kann, bin der super Tröster und Schmerzenwegpuster, wenn sich die Jüngste den Kopf gestoßen hat, ich war live dabei, als der Tiger seine ersten Schritte gegangen ist und bekomme ein Glücksgefühl, wenn ich morgens ins Zimmer von Lila komme, ein lautes Juchzen höre, kleine Arme sich in meine Richtung strecken und Lila sich ganz eng an meinen Hals kuschelt.

2. Elternzeit ist nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen: Dank der Elternzeit bekomme ich neben den glücklichen und schönen Momenten auch die anstrengenden und nervenaufreibenden Seiten der Kinderversorgung und Erziehung mit. Eben mal Frühstücken ist halt manchmal gar nicht möglich. Da kippt das Milchglas um, dort findet sich Marmelade vom Butterbrot plötzlich in den Kinderhaaren wieder. Nicht zu vergessen die ständige Habtachtstellung, wenn meine Jüngste sich an allem hochzieht was höher als 30 cm ist. Oder wenn sie mitten am Tag plötzlich über 40 Grad Fieber bekommt und ich total hilflos daneben stehe. Anstrengend wird es auch auf dem Spielplatz, wenn meine Große ein kleines Mädchen von der Schaukel schubst. Das widerspricht meinen eigenen Werten. Da bin ich als Papa gefragt und muss Grenzen setzen bzw. Konsequenzen aussprechen.

3. Womit ich zu Punkt 3 komme, die Stärkung meines Papa-Selbstvertrauen: In den Monaten habe ich gelernt, bezüglich Kindererziehung und -versorgung kann ich alles, nur nicht stillen (und Zöpfe flechten klappt noch gar nicht). In vielen Erziehungsfragen und Einstellungen sind meine Frau und ich einer Meinung, in einigen aber auch nicht. Aber das ist gar nicht schlimm, denn es klappt trotzdem.

4. Papa-Elternzeit ist für uns Eltern ein Gewinn: Was ich damit meine? Als ich in den ersten Monaten nach der Geburt von der Arbeit nach Hause kam, war ich oft müde und kaputt und wollte meine Ruhe haben. Nicht so meine Frau und meine Kinder. Die hatten „nur“ auf mich gewartet und wollten direkt mit mir spielen bzw. dass ich die Kinder übernehme. Heute ist es genau umkehrt. Ich schaue nachmittags auf die Uhr und denke, wann kommt sie denn endlich nach Hause. Und meine Frau schließt mit dem Gefühl, erst einmal eine Pause zu brauchen, die Haustür auf. Verdrehte Welten! Dank der Elternzeit habe ich jetzt Verständnis für die Situation meiner Partnerin und sie kann sich in meine hineinversetzen.

5. Runter mit dem Papaspeck: Dank der Elternzeit gibt es neben dem ganzen Wickeln, Spielen und Aufräumen genügend Zeitfenster um meinen Co-Schwangerschaftsbauch abzutrainieren. Seitdem meine Jüngste sitzen kann gehen wir gemeinsam Laufen. Also ich laufe, Lila sitzt im Jogger 😉 Und wenn sie mittags schläft, trete ich auf der Fahrradrolle meine Pfunde runter.

Eine Bestandsaufnahme

Väter können alles, außer stillen. So jedenfalls meine Behauptung. Jetzt, nach den ersten zwei Monaten Elternzeit, heißt es persönlich Farbe bekennen: kann ich wirklich alles, außer stillen? Eine Bestandsaufnahme:

Zuerst fünf Häkchen meiner ALLES-IM-GRÜNEN-BEREICH-CHECKLISTE: Das morgendliche Aufstehen, Wickeln, Anziehen und Frühstücken läuft reibungslos, wir vertrödeln nur manchmal Zeit beim Spielen. Wenn ich ehrlich bin eigentlich jeden Tag. Dann wird es etwas eng. Aber bislang haben wir es immer bis 9 Uhr zur Kita geschafft. Also meistens …

Tanzen! Jeden Tag vor dem Abendessen schwinge ich mit meinen jungen Damen auf dem Arm das Tanzbein. Mit der Große zu „I dare you“ von The XX und mit der Jüngsten zu „Fix you“ in der Liveversion von Coldplay. Meine Mädels lieben es – ich sowieso.

Spielen mit meinen Töchtern klappt super! Die Vormittage gehören ganz der Jüngsten und mir. Die meiste Zeit verbringen wir auf dem Spielteppich oder drehen eine Runde mit dem Jogger. Kommt die Große nach Hause, gehen wir auf den Spielplatz, sitzen zusammen auf dem Sofa und puzzeln, lesen, spielen Memory oder malen und kneten am Tisch. Oder aber ich bin ein gefährlicher Tiger und muss mich unter dem Tisch verkriechen.

Babyschwimmen und Papazeit sind unsere beiden festen Aktivitäten in der Woche. Meine Jüngste und ich haben super viel Spaß. Bislang habe ich immer an Schwimmwindel und Badehandtuch gedacht! Okay, einmal bei der Papazeit stand die Trinkflasche noch Zuhause auf dem Küchentisch. Da war dann Improvisation gefragt.

Vor Wochen bin ich noch schnell in den Bastelkeller gerannt, wenn Zäpfchen und Nasensauger gefragt waren. Dank langer Übungszeit in den letzten zwei Wochen stehe ich nun bei beiden Dingen meinen Mann!

Und was klappt noch nicht? Ganz oben auf der TOP-5-KANN-ICH-NOCH-NCIHT-LISTE steht weiterhin das Zöpfeflechten. Wenn es um Haare geht, habe ich zwei linke Hände. Ich bemühe mich wirklich, aber es kommen nur traurige Haarstränge dabei raus. Nicht nur im Kindergarten ernte ich mitleidige Blicke. Dafür gebe ich mir eine glatte Sechs!

An zweiter Stelle steht das punktgenaue Wäschewaschen. Sortieren, Waschmaschine, Trockner, alles inzwischen kein Ding mehr. Aber die Wäsche wieder rechtzeitig getrocknet und gefaltet in die einzelnen Fächer zu legen, da hakt es gewaltig. Besonders blöd, wenn am Samstagmorgen meine Frau eine unserer beiden Mädels anziehen will und keine Socken in der Schublade liegen. Verstehe einfach nicht, warum sich die Wäsche ausgerechnet auf dem Weg in die Kleiderschränke so viel Zeit lässt.

An dritter Stelle folgt das Einkaufen mit System. Regelmäßig vergesse ich wichtige Lebensmittel, ohne die wir am Wochenende nicht über die Runden kommen. Dabei schreibe ich mir schon eine Liste in mein iPhone aber woher soll ich auch wissen, dass wir am Wochenende ausgerechnet Brot brauchen. Sagt mir ja keiner!

An vierter Stelle steht meine Ungeduld nachts um fünf Uhr. Ich bin – wie schon in einem Artikelgeschrieben – eine bekennende Eule. Und wenn meine Mädels zu Unzeiten wach werden, bin ich gelegentlich ungeduldig und meckere rum. Das ist ungerecht, da meine Lerchen nix dafür können, dass ich eine Eule bin.

Platz Nummer fünf gehört der Spüle. Ich kann es mir nicht erklären wieso das immer wieder passiert aber abends stapeln sich oft Töpfe und Teller vom Mittagessen im Spülbecken. Und genau darüber habe ich mich früher geärgert, als ich abends von der Arbeit nach Hause kam und meine Frau noch in Elternzeit war. Wie sich manche Dinge drehen und doch nicht ändern.

Das sind die BigFive, die mir spontan einfallen. Gott sein Dank ist die DAS-KLAPPT-BEI-MEINEM-MANN-NOCH-NICHT-CHECKLISTE meiner Frau mit meiner identisch. Hätte auch anders ausgehen können! Und meine Mädels sind sowieso voll mit mir zufrieden. Hauptsache Kinderwurst und Babybrei sind ausreichend vorhanden.